Warum gegen Verschwörungsideologien in Werne?

Gastbeitrag – übernommen von der Antifa Werne

Gründe, um gegen den sogenannten „Alternativen Wissenskongress“ auf die Straße zu gehen, gibt es reichlich. So sehen wir es generell als geboten an, der rechten AfD jeden Raum, den sie sich in der Gesellschaft nehmen will, streitig zu machen. Ebenso werden wir keine Events tolerieren, bei denen antisemitische Verschwörungsideologien präsentiert werden. Dass der Kongress darüber hinaus ein Forum für weitere Verschwörungsideologien, Antiamerikanismus, Nationalismus und Rassismus bietet, kommt erschwerend hinzu. Doch auch aus lokaler Perspektive gibt es allen Grund, sich an den Protesten zu beteiligen. Die AfD ist auch vor Ort ein Problem und Nationalismus und Rassismus sind uns auch nicht unbekannt.

Aber haben wir in der Stadt Werne überhaupt irgendeinen Bezug zum Thema „Verschwörungstheorien“? Wir sagen: allerdings! Verschwörungsideologien sind auch in Werne immer wieder zu beobachten. Ein kurzer Abriss allein der letzten Jahre:
In den vergangenen beiden Jahren tauchten in Werne wiederholt rechte Flugblätter auf, die eine Fülle an Verschwörungsfantasien verbreiteten[1]. Aus ihrem Hass auf Jüd*innen machten diese dabei keinen Hehl. Trotz ihrer Strafbarkeit – u.a. wurde in einem Flugblatt die Shoa geleugnet[2] – bleibt die Auseinandersetzung der Antifa Werne mit den Flyern allerdings bislang die einzige in der Stadt.
2017 dokumentierten wir immer wieder weitere Vorfälle: mal waren das extrem rechte Aufkleber, die geschichtsrevisionistische und verschwörungsideologische Inhalte hatten (u.a. die Behauptung, der Nazi Rudolf Heß habe sich nicht selbst umgebracht)[3][4], mal waren es Graffiti mit Codes der Szene im Stadtbild[5] oder verschwörungsideologische Tags in der Eurobahn[6].
Im Januar diesen Jahres gab es vorm Amtsgericht Lünen einen Prozess gegen einen Ex-Polizisten aus Werne, der Teil der Reichsbürger*innen-Szene sein soll und bei dem während einer Hausdurchsuchung verbotene Munition gefunden wurde. Die Hausdurchsuchung erfolgte wegen volksverhetzender Posts in sozialen Netzwerken[7]. Wir wiesen auf in der Folge in Auszügen auf das verschwörungsideologische Weltbild des mutmaßlichen Angeklagten hin[8].

Im Mai und Juni tauchten im Stadtgebiet zahlreiche Graffiti mit verschwörungsideologischen Inhalten auf. Parolen mit klassischen Inhalten wie „Google: Chemtrails“ oder „Google: NWO“ (kurz für: Neue Weltordnung[9]) waren darunter ebenso zu finden wie antisemitische Graffiti, die sich auf Personen jüdischer Herkunft wie George Soros oder die Bankiers-Familie Rothschild bezogen. Ihnen wird immer wieder von Verschwörungstheoretiker*innen die Beteiligung an einer angeblichen (jüdischen) „Weltverschwörung“ angedichtet. In der Lokalpresse wurden die Graffiti zunächst lediglich als „Kapitalkritik“ bezeichnet. Mit unserer Pressemitteilung bemühten wir uns darum, diese Einordnung richtigzustellen[10].
Anschließend an die erwähnten Graffiti wurden in Werne gemeinsam mit extrem rechten Stickern solche verklebt, die sich auf verschwörungsideologische Behauptungen zu sogennanten „Chemtrails“ beziehen. Auch Flyer eines Vereins, der sich mit demselben Thema beschäftigt, wurden unter anderem im Bereich des Holtkamp verteilt.

Werne gehört zum Einzugsgebiet des AfD-Kreisverbands Unna. Auf den Zusammenhang zwischen AfD und Verschwörungsideologien wurde und wird im Rahmen der Kampagne „Keine Bühne für Aluhüte!“ hingewiesen. Darüber hinaus hat der Kreisverband auch entsprechendes Personal zu bieten wie den stellvertretenden Sprecher Hans-Otto Dinse, der sich vor zwei Jahren durch einen Faible für die Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck auszeichnete[11].

Auch aus lokaler Perspektive lohnt es sich also, sich dem Thema zu widmen und alles zu tun, um eine Veranstaltung wie den AWK, der (rechte) Verschwörungsideologien verbreiten will, zu unterbinden. Auch deshalb rufen wir dazu auf, am 11.11. auf die Straße zu gehen.